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Gesellschaft & Politik

Bundeskanzler Thurnherr: «Beobachten allein genügt nicht mehr»

Bundeskanzler Thurnherr: «Beobachten allein genügt nicht mehr»

28.04.2023, 06:5228.04.2023, 06:52
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Bundeskanzler Walter Thurnherr hat die beobachtende Haltung und den juristischen Blickwinkel der Schweiz kritisiert. Andere Länder würden politisch argumentieren, während die Schweiz Dinge juristisch angehe, sagte er im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Bundeskanzler Walter Thurnherr spricht an der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 13. Maerz 2023, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Bundeskanzler Walter Thurnherr.Bild: keystone

«Es ist nicht jedem Offside-Pfiff tatsächlich ein Offside vorausgegangen, und nicht jeder Schiedsrichter ist unparteiisch», versinnbildlichte Thurnherr seine Aussage. Dennoch obliegt der Entscheid dem Schiedsrichter. Die Schweiz orientiere sich am internationalen Recht, andere zuweilen am Recht des Stärkeren.

Die Schweiz müsse sich noch mehr einbringen, wo Entscheide gefällt werden, die das Land betreffen. Aussenpolitik sei mehr als «die Verwaltung der Aussenbeziehungen plus ein paar Tweets pro Woche». Zentrale Fragestellungen würden heute international reguliert. Beispiele dafür seien die Digitalisierung, die Finanz- und Steuerpolitik oder das Klima.

Krisen früher vorhersehen

Die Schweiz hätte sich eingebildet, dass sie bei Krisen zusehen könne, ohne sich ihnen auszusetzen. Mit den Krisen kam schliesslich Hektik auf. Durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine sei der Schweiz zudem klargeworden, dass andere Länder die Schweiz nicht mit dem Respekt behandeln, den sie sich gewohnt war.

Künftig müsse sie sich besser mit dem Spiel anderer befassen, um Krisen früher zu erkennen. «Sonst trifft bei der nächsten Krise das Selbstbild wieder auf die Realität», sagte Thurnherr. (sda)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Weltbürger
28.04.2023 07:10registriert März 2019
Die schweiz sollte sich die Worte von herrn thurnherr zu herzen nehmen.
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The Moose
28.04.2023 07:17registriert März 2019
Wäre schön, wenn er diese Einsicht auch dem Bundesrat vermitteln könnte und ich hoffe für ihn (und uns), dass er für dieses Interview jetzt nicht von der classe politique gegrillt wird...
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Jonas der doofe
28.04.2023 08:57registriert Juni 2020
🧐🧐🧐

Was ist denn da los?

Da scheint mir ja wenigstens EINER noch einen klaren Durchblick und Verstand zu haben!

So klare Antworten vermisse ich sonst!
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